KAMPAGNEN

M4MUSIC: HACKATHON

20230325 163306 wide
20230325 160619

Am M4Music führte Music Declares Emergency Schweiz gemeinsam mit 42hack einen «Hackathon» mit Teilnehmer:innen aus der Festivalbranche durch. In
diesem schnellen und zielgerichteten Workshopformat erarbeiteten die Teilnehmer:innen Nachhaltigkeitsideen für das Frauenfeld Openair, das Montreux Jazz Festival, das Zürich Openair und das Openair Gampel, die sie per Videobotschaft festgehalten haben.

42hacks ist ein öffentlicher Online-Klima-Hackathon, der sich zum Ziel gesetzt hat, Start-Up-Ideen zu entwickeln und Menschen aus verschiedenen Industrien dazu zu inspirieren, die Senkung von CO2 in ihrern Branchen konkret und mit innovativen Konzepten anzugehen.


20230325 163128

Während einer Stunde findet am M4Music der Auftakt-Hack statt, wobei in vier Gruppen jeweils ein Festival angehackt wird. Viele Ideen, wildes Zettelkleben und abdriftende Gespräche prägen den Saal dieser möglicherweise wegweisenden Stunde der Schweizer Festivallandschaft. Es stellt sich heraus, dass die Problematik sehr vielschichtig und komplex ist, dass es viele Feedback-Loops gibt, die niemand ins Schwingen bringen möchte, aber alle sind sich einig, dass wir schnell viel tun müssen, denn die heisse Kartoffel wird immer heisser.

20230325 164757

Musikfestivals sind so konzipiert, dass sie uns unsere Sorgen vergessen lassen und wir uns gehen lassen können, ohne unser Gewissen zu belasten. Das kann aber auch zum Exzess führen, meistens bei Festivals, wo die VIPs mit Hubschraubern auf dem Gelände abgeliefert werden, wo es massenhaft Plastik zum Verschwenden gibt, unsere Konsumgier durch Werbung angekurbelt wird und ungebremst ausgelebt werden darf. Verständlicherweise habe gerade diese Festivals Respekt vor der «Grünen Debatte», denn diese steht teilweise im Widerspruch zu ihrem heutigen Kerngeschäft, dem sorgenfreien Moment. Doch was wäre, wenn dieses Wertesystem verändert wird, wäre dann auch eine Non-Flight-Policy, ein No-Waste-Festival, ein CO2 neutrales Festival ohne Einkauf von CO2-Zertifikaten, ein Festival ohne Nebenkosten für Tiere, Mensch und Natur möglich? Die Veranstalter des Hacks sagen «ja, das geht», aber nur wenn wir alle Festivals an einen Tisch holen und wir gemeinsam eine Strategie entwickeln.

20230325 163225

Die eine Stunde in der Matchbox am M4Music ist der Startschuss dieser Reise. Von der Ist-Aufnahme aus drei Perspektiven (Fan, Veranstalter und Artist), wie die Nachhaltigkeit wahrgenommen wird, über einen Ideenpool bis hin zu möglichen Schlagzeilen der Zukunft wird das Resultat in einem kurzen Video festgehalten und auf Social Media direkt an die Festivals adressiert, sie sollen sich doch mit anderen Festivals am Folge-Hack beteiligen und eine gemeinsame Nachhaltigkeits-Strategie aushacken. Den Diskussionen in den vier Gruppen ist zu entnehmen, dass Marketing und Kommunikationsstrategie eine fundamentale Rolle spielen. Je nach Zielpublikum des Festivals unterscheiden sich diese zwar deutlich, haben aber alle sehr ähnliche Kernaussagen, nämlich die Natur und Umgebung des Festivals mehr einzubinden, den öffentlichen Verkehr zu promoten sowie Catering und Artist-Exklusivität zu überarbeiten.

20230325 162740

Die Artist-Exklusivität scheint wohl das schwierigste und komplexeste Thema zu sein. Durch die Exklusiv-Verträge zwischen Artists und Veranstaltern wird verhindert, dass die Artists mehrere Konzerte in einer Region in einem gewissen Zeitraum geben dürfen. Das wiederum führt dazu, dass diese in ihren Privatjets ununterbrochen um die ganze Welt fliegen, was wiederum dazu führt, dass ihre Social Medias vollgepflastert sind mit Bildern aus den Jets. Dies wiederum führt zu der verzerrten Wahrnehmung und dem giftigen Wertesystem, dass ein Leben im Privatjet das zu erstrebende Ideal ist, weshalb wir auch so viele Menschen sehen, die ihre Ferien im Flugzeug verbringen, weil viele ein Teil dieser Exklusivität sein möchten. Somit haben die Artists eine wesentlich grössere Verantwortung im Trendsetting als nur ihr eigener Fussabdruck. Runtergebrochen auf die Festivals bedeutet das, Exklusivverträge abzuschaffen oder umzudenken und Artists mit einem verantwortungsvollen Umgang mit ihrer Mobilität zu bevorzugen, was eine Herkulesaufgabe sein wird, aber zwingend nötig.

Wir sind gespannt auf den Folge-Hack, wo die Festivals hoffentlich ihren gemeinsamen Nenner finden werden und eine griffige Zukunftsstrategie zusammen erhacken.